Lawrence M. Krauss: Ein Universum aus Nichts

130_0468_131973_xxlDie Frage, wie das Universum entstanden ist, bewegt uns seit ewigen Zeiten. Je mehr Erkenntnisse wir dank der Wissenschaft gewonnen haben, umso schwieriger ist es offenbar, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Wie kam es zum Urknall und was war davor? Der amerikanische Physiker und Kosmologe Lawrence Krauss bietet einen interessanten Erklärungsansatz. Demnach ist es möglich, dass das Universum spontan aus dem Nichts heraus entstanden ist. Dazu braucht es auch keinen göttlichen Schöpfer, sondern lediglich einige Quantenfluktuationen in einem leeren Raum.

Als Einstimmung in diesen Text empfehle ich die unterhaltsame Vorlesung, die Lawrence Krauss auf Einladung der Richard Dawkins Foundation 2009 gehalten hat:


Sie bildete die Grundlage für dieses Buch, in dem Krauss seine dort vorgetragenen Ideen ausgearbeitet hat.
Es steckt voller faszinierender Gedanken und Informationen. Dabei werden die Koryphäen der Naturwissenschaft wie Einstein, Hubble, Heisenberg, Feynman und andere mit ihren großen Ideen gestreift. Mit der Erkenntnis Hubbles, dass das Universum sich immer weiter ausdehnt, stellte sich die Frage nach seinem Ursprung. Hier kommt die Urknalltheorie ins Spiel, welche Krauss mit vielen Argumenten untermauert.

Womit lässt sich die Ausdehnung des Universums belegen? Zum einem mithilfe der Untersuchung der Rotverschiebung bei Supernovae, zum anderen indem man die Gesamtmasse des Universums wiegt! Dabei wurde festgestellt, dass das Universum vielmehr Materie enthält, als es laut den Prognosen eigentlich haben dürfte. Die Schwerkraft allein hält es nicht zusammen. Die Gründe dafür liegen vielmehr in dem ca. 25-prozentigen Anteil Dunkler Materie und der noch völlig unerforschten Dunklen Energie, welche sogar ca. 70 % der gesamten Materie ausmacht!

Die zunehmende Ausdehnung wird in ferner Zukunft dazu führen, dass der Ursprung des Universums außerhalb der Messbarkeit und Sichtbarkeit liegt. Wir leben laut Krauss zufällig in einer Zeit, wo die Reststrahlung des Urknalls noch messbar ist. Aber die Galaxien entfernen sich immer schneller voneinander, so dass in ca. 2 Billionen Jahren alle anderen Galaxien aus dem Sichtfeld verschwunden sein werden.
Ausgiebig diskutiert Krauss die Frage, ob das Universum offen, geschlossen oder flach ist – mit dem eindeutig belegbaren Ergebnis eines flachen Universums. Und nur hier passt seine These, dass das Universum aus dem Nichts entstand, verursacht durch Quantenfluktuationen, die zu einem Aufflackern und Zusammenballen von Materie führten.

In den USA haben Krauss` Thesen für heftige Reaktionen gesorgt, da er die Existenz eines göttlichen Schöpfers vehement ablehnt und die physikalischen Gesetze für ihn ausreichend sind, um die Entstehung und Beschaffenheit des Universums zu erklären.

Dank seiner klaren, präzisen Sprache und vieler gut gewählter Beispiele, um die gewaltigen Dimensionen verständlich zu machen, kann man dem Autor in seiner Argumentation leicht folgen. Leider enthält dieses Buch weder ein Personenverzeichnis, Literaturverzeichnis noch einen Index der verwendeten Fachbegriffe. Zwischendurch hätte ich gern mal nachgeschlagen, wo z.B. die Begriffe kosmologische Konstante oder falsches Vakuum eingeführt werden oder welche Originaltexte der Autor verwendet hat. Für interessierte Laien ist das Buch dennoch sehr gut geeignet. Es ist allerdings hilfreich, mit dem astronomischen Vokabular vertraut zu sein und die Grundkonzepte bereits zu kennen.

Lawrence M. Krauss: Ein Universum aus Nichts
Aus dem Amerikanischen von Helmut Reuter
Knaus Verlag 2013
ISBN 978-3-8135-0468-2

erhältlich bei der Buchhandlung meines Vertrauens

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